Noch vor Weihnachten sitzen wir denn im
Reisebüro und hören von den umfangreichen Bauarbeiten, die
um die diversen Dubaier Hotels herum stattfinden. Empfohlen
wird uns das "Jebel Ali Hotel & Golf Resort", ca. 45 km südlich
von Dubai Stadt mit seinem unendlichen Sandstrand. Ok !! Angesichts der
recht deftigen Preise des 5-Sternehotels - mindere Hotels
gibt's in Dubai wohl nicht - entscheiden wir uns gegen ein
Zimmer mit Meeresblick. Wichtig erscheint mir allerdings,
Halbpension zu buchen, denn in solchen Hotels à la carte
essen zu müssen, bekommt jedenfalls (wie ich aus früheren
Besuchen genügend kenne) unserem Geldbeutel nicht. Ein
Abflug am 13.01. mit Swissair statt Emirates Airline, ergibt
noch eine Ersparnis von fast 800,--DM, die wir gerne in Kauf
nehmen, wenn auch ein Umsteigen in Zürich damit verbunden
ist. Die Tickets mit Platzreservierung werden sofort
ausgedruckt. Bleibt nur noch den Visumantrag auszufüllen und
wir schon können uns von der äußerst rührigen und
attraktiven Verkäuferin mit Dank für die ausgezeichnete
Beratung verabschieden. - Ein späterer Blick auf das Ticket
will mir allerdings gar nicht gefallen. Denn dort steht klar
und deutlich: "nonsmoker flight".
Um 6.30 morgens stehen Gabi und ich am
Schalter von Swissair im Düsseldorfer Flughafen. Die Dame
fragt nach unseren Pässen. Vergeblich sucht sie darin nach
unserem Visum für Dubai und verkündet alsdann "Ohne
Visum kann ich Sie leider nicht einchecken". Gott sei
Dank hatte ich mir gerade am Vortage noch die gleiche Frage
gestellt und bei Jonen um Auskunft gebeten. Im Voucherheft
sei ein entsprechender Vermerk der Hinterlegung des Visums in
Dubai enthalten, war die Antwort. Wir dürfen reisen; eine
Zigarette ist jetzt aber fällig, wenn auch unehrenhaft außerhalb
des Flughafengebäudes. Gleichzeitig vergewissere ich mich
nochmals, daß die von Helga (Apothekerin) besorgten
Nikotinkaugummis auch tatsächlich in meiner Jackentasche
stecken. Um ehrlich zu sein, ich bin selbst mal gespannt, wie
ich meinen ersten längeren Nichtraucherflug so überstehen
werde. Im Dutyfree wird die für unsere Fernreisen
obligatorische Pulle Osborn gekauft, eine weitere Zigarette
genehmige ich mir noch und los geht's.
Eine Stunde Flug bei gutem Wetter und schöner
Sicht auf die Alpen zunächst bis Zürich. Eine weitere
Stunde Aufenthalt - mit herzlich willkommener Zigarettenpause
- bis wir den nagelneuen Airbus besteigen dürfen. Nach
halbstündiger Verspätung fahren wir los und fahren und
fahren, wohin weiß ich eigentlich auch nicht. Jedenfalls
dauert`s eine weitere halbe Stunde bis der Vogel endlich die
Startposition erreicht und abhebt. Der Flug geht zunächst
entlang des nördlichen Voralpengebiets mit herrlichem Blick
rechter Hand auf die schneebedeckten Berge, nach
Kurskorrektur auf Süd-Ost dann über den Plattensee, Rumänien
und Bulgarien. Serbien wird dabei exakt vermieden. Quer über
die Türkei geht's weiter, das östliche Mittelmeer mit
Zypern wird gestreift, der Libanon und auch Damaskus werden
überflogen. Erstaunlich, bereits auf der gesamten Strecke
selbst bis in diesen tiefen Süden bleiben die Berge
verschneit. Auf dem kleinen Monitor im Vordersitz läßt sich
die Flugroute bestens verfolgen und alle möglichen Flugdaten
werden zudem eingeblendet. So weiß ich denn auch immer
genauestens, in wieviel Stunden und Minuten ich meine erste
Zigarette wieder genießen werde. Noch sind's aber 158
Minuten. Die Abstinenz macht mir eigenartigerweise allerdings
gar nichts aus. Dies gilt sogar bis Dubai, denn die Kaugummis
bleiben unberührt in der Tasche. Dafür schmecken die beiden
Fläschchen Rotwein aus der Schweiz um so besser. Der weitere
Weg folgt exakt der Grenze zu Saddams Irak, wenn auch in gehöriger
Entfernung über Saudi Arabiens Wüstengebiet. Über dem Golf
wird's schnell dunkel und die ersten Abfackelungslichter glänzen
wie strahlende Juwelen unten im Meer. Die drei Stunden
Zeitverschiebung machen sich bemerkbar; die Uhr wird
vorgestellt. In der Ferne taucht das riesige, rötlichgelbe
Lichtermeer von Dubai auf mit den weit ins Land
hineinreichenden funkelnden Ketten der Straßenleuchten.
Wieder ein beeindruckender Anblick, den ich allerdings auch
schon bei früheren Zwischenlandungen genossen hatte. Selbst
die hell angestrahlten Moscheen mit ihren Minaretten werden
jetzt filigran sichtbar. Nach einem herrlich ruhigen Flug und
zwei Ehrenrunden über der Stadt setzt der Vogel auf; Dubai
ist erreicht. Endlich, endlich wieder in fernen Landen, geht
es mir durch den Kopf.
Allzu warm ist es hier allerdings nicht,
stelle ich als erstes beim Verlassen der Maschine fest. Der
Bus rollt auf dem Flughafengelände - wegen gewaltiger
Bauarbeiten an jeder Stelle - hin und her und entläßt uns
erst an einem wenig ansprechenden Gebäude, zudem noch hinter
einem Bauzaun. Dieser Empfang ist wirklich nicht toll, hatte
ich doch eine ganz andere Erinnerung an den Flughafen wegen
des weltbekannten und überragenden Duty Free Shops. Dennoch
will ich hier draußen erst mal eine Zigarette rauchen; wer
weiß ob's drinnen geht. Schon nach wenigen Zügen sehe ich
allerdings im Gebäude unser Visum in Gestalt der DER-Tour-Reiseleitung
winken. Also Zigarette wieder aus. Ein bisschen Gedanken
wegen des Visums hatte ich mir auf dem Flug schon gemacht,
denn mir wollte nicht recht in den Kopf, wie ein Visum noch
vor der Paßkontrolle in unsern Paß kommen sollte. Beruhigt
habe ich mich und Gabi damit, daß wir wohl nicht die ersten
Gäste von DER-Tour in Dubai sind. Die Kontrolle der
Vorstehenden dauert. Wie üblich - jedenfalls in vielen außereuropäischen
Ländern - die männlichen Kontrollpersonen werden einfach
nicht fertig und stehen sich bei der Arbeit offenbar selbst
im Weg. Gott sei Dank, eine weibliche Kraft ist auch dabei
und wir werden zu ihr herübergewinkt. (In Deutschland ist
aber alles anders! ) Der Stempel prangt schnell im Paß, die
Koffer sind auch schon da und eine zweite Reiseleitung
erwartet uns. Da wir den Hoteltransfer absichtlich nicht
mitgebucht hatten - wir würden nämlich das letzte
anzulaufende Hotel sein, wie uns die geschäftige Jonendame
zutreffend bedeutet hatte - werden wir zu den Taxen mit
Taxametern verwiesen. Sie nehmen auch problemlos Dollars,
wird auf meine Frage erklärt. (Dadurch vergessen wir
dummerweise einen sofortigen Geldumtausch, der für einen
Weltreisenden eigentlich selbstverständlich sein müßte.
Das Versäumnis ärgert mich noch heute.) Jetzt ist aber
endlich Zeit für ein gemütliches Zigarettchen. Ich genieße
es in vollen Zügen. Das Hotel kann von mir aus warten.
- F o r t s e t z u n g - II -

